ABC-Schützen, i-Dötzchen und Taferlklassler
Manch altertümliche Begriffe retten sich über die Jahrhunderte und meistens benutzen wir diese, ohne groß darüber nachzudenken. Aber es lohnt es sich, mal einen genauen Blick auf solche Bezeichnungen zu werfen. Was steckt denn hinter den Begriffen ABC-Schütze, i-Dötzchen oder Taferlklassler? Was sagen diese Begriffe über unser Grundverständnis von „Schule“ aus?
Foto: Depositphotos (c) pressmaster
Es geht zuerst ums Alphabet…
Auf der Schultüte der Playmobil-Figuren aus dem Set „Erster Schultag“ steht: ABC
Beworben wird das Set mit dem Slogan „Special ABC-Schützen“. Und da sind wir einerseits mittendrin im modernen Marketing und andererseits können wir einen Zusammenhang bis ins alte Rom herstellen, denn die Frage lautet: Wie ist eigentlich der Begriff „ABC-Schütze“ entstanden?
Es wird vermutet, dass es sich hier um die Folge eines Übersetzungsfehlers aus dem Lateinischen handelt. Und das könnte so passiert sein:
Einen Anfänger oder auch einen Rekruten nannte man auf lateinisch „tiro“. Das ebenfalls lateinische Wort für „schießen“ war „tirare“. So wird heute vermutet, dass eine falsche Verbindung zwischen den lateinischen Worten hergestellt und der „tiro“ zu einem „schießenden“ Anfänger oder eben einem „Schützen“ gemacht wurde. Damit war der Begriff „Schütze“ in der Welt. Kombiniert mit dem ebenfalls aus dem Spätlateinischen stammenden Wort „abecedarium“ für das bekannte ABC entstand dann die Kombination „ABC-Schütze“.
Aus dem Rheinland stammt der Begriff „i-Dötzchen“ für Schulanfängerinnen und Schulanfänger. Die liebevolle rheinländische Bezeichnung für kleine Kinder als Dötze oder Dötzchen in Kombination verweist darauf, dass früher der Buchstabe „i“ als einer der ersten beim Erlernen der Schreibschrift gelehrt wurde. Da aber auch ein Punkt im Rheinland als Dotz bezeichnet wird, war es nicht weit zum Begriff des i-Dötzchens. In Westfalen wurde daraus dann das i-Männchen. (Quelle: Wikipedia)
In Österreich gibt es den Begriff „Taferlklassler“. Da früher die Ertklässlerinnen und Erstklässler im ersten Jahr ihrer Schulzeit nur auf einer Schiefertafel mit Kreide schreiben durften, hatten sie also immer ein „Taferl“ dabei. Ab der zweiten Klasse war es dann auch erlaubt, mit dem Federkiel zu schreiben. (Quelle: Wiktionary)
Foto: Depositphotos (c) luckybusiness
…und dann ums Schreiben/Lesen lernen.
Aus dem Umstand, dass wir auch heute noch den Begriff „ABC-Schütze“ verwenden, könnte man ableiten, dass das „zur Schule gehen“ als gleichbedeutend mit „Schreiben und Lesen lernen“ verstanden wird. Daraus ergibt sich auch eine sehr hohe Bewertung, die wir diesen beiden Fähigkeiten „Schreiben“ und „Lesen“ beimessen. Allerdings zeigt sich diese Einschätzung nicht unbedingt in den Stunden, die Grundschülerinnen und Grundschülern für das Erlernen dieser Fähigkeiten zur Verfügung haben.
Der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Jörg Maas, weist in einem Bericht der Deutschen Welle (DW) vom Mai 2019 zu einer Untersuchung der Universität Hamburg auf Folgendes hin: „Im internationalen Durchschnitt werden etwa 160 Stunden pro Grundschuljahr für Leseförderung investiert, in Deutschland sind es gerade mal 90“.
Die Anzahl von über 6 Millionen Menschen in Deutschland, die nicht richtig Lesen und Schreiben können (sogenannte funktionale Analphabeten), könnte also in Zukunft durch entsprechende zeitliche Ausstattung der Schulen mit Unterrichtsstunden deutlich reduziert werden. Aber auch außerhalb der Schulen gibt es viele Initiativen, die das Schreiben und Lesen fördern. Dazu zählt zum Beispiel die Stiftung Lesen, deren Schirmherrin oder Schirmherr die jeweilige Bundespräsidentin oder oder der jeweilige Bundespräsident ist. Hier gibt es zum Beispiel Leseempfehlungen über den Youtube-Kanal der Stiftung.
Aber auch Eltern können durch regelmäßiges Vorlesen dazu beitragen, dass ihre Kinder Spaß und Interesse an Büchern entwickeln und sie dadurch spielerisch ihre Fähigkeiten ausbauen und festigen können.
Foto: Depositphotos (c) Anoushka Toronto
Lega S Jugendhilfe unterstützt bei Lese/Rechtschreibschwäche
Es gibt viele Gründe, warum manche Kinder ihre Lese- und Schreibfähigkeiten nicht so gut entwickeln können wie andere. Dafür kann es medizinische Gründe geben, vielleicht erschweren die wirtschaftlichen Voraussetzungen das Lernen oder die Kinder brauchen einfach mehr Zeit. Wenn Eltern also feststellen, dass ihre Kinder Schwierigkeiten haben, richtig Schreiben und Lesen zu lernen, können sie sich auch professionell beraten lassen. Einige Hinweise zur Erkennung von Lese-Rechtschreibproblemen haben wir auf unserer Website zusammengestellt.
Es gibt viele Methoden, die Kinder dabei unterstützen können, ihre Lese-Rechtschreibfähigkeiten zu stärken und zu entwickeln. In unserem Blog beschreiben wir zum Beispiel „PotsBlitz“ (Potsdamer Lesetraining) und den „Kieler Leseaufbau“.
Unsere pädagogischen Hilfsangebote und Kontaktdaten finden Sie hier: Lega S – Lese-Rechtschreibförderung
Wir freuen uns, wenn Sie mit der Lega S Jugendhilfe Kontakt aufnehmen. Gerne laden wir Sie zu einem unverbindlichen und kostenfreien Beratungsgespräch ein.
Hier können Sie einen Termin mit uns vereinbaren: