Veröffentlicht am 10. November 2020
Kategorien: Lerntherapie

Mit „Fingerbildern“ die Mathematik verstehen

Wie gut, dass es das nicht-zählende Rechnen gibt! Zählendes Rechnen ist nämlich sehr, sehr anstrengend und kann die Freude an der Mathematik massiv behindern. Was dahinter steckt und warum wir bei Lega S „Fingerbilder“ nutzen, um Blockaden beim Rechnen aufzulösen – darum geht es in diesem Blogbeitrag.

Stabuebergabe Moerbe Kroeger

„In der Schule dürfen wir aber nicht mit den Fingern rechnen“, bekommen wir in der Lerntherapie bei Lega S in der Arbeit mit rechenschwachen Kindern häufig zur Antwort, wenn wir nach ihren Rechenstrategien fragen. Dabei können die Finger – sinnvoll eingesetzt –zum Erlernen von wichtigen Grundlagen in der Mathematik äußerst nützlich sein.

In der Tat steht das Rechnen mit Hilfe der Finger in keinem guten Ruf. Häufig wird es in der Schule etwa ab der 2. Klasse sogar „verboten“, mit der Folge, dass die Kinder ihre Finger beim Rechnen verstecken und heimlich unter dem Tisch benutzen. Das Problem liegt jedoch nicht in der Nutzung der Finger, sondern in der zugrunde liegenden Rechenstrategie des zählenden Rechnens.

Eine Zahl als Anzahl einer Menge verstehen – gar nicht so einfach

Kinder mit einer Dyskalkulie (Rechenschwäche) haben oft keine ausreichende Mengenvorstellung und verstehen Zahlen nicht als eine Menge, sondern als eine Position in einer Reihenfolge. Dies führt dazu, dass das rechenschwache Kind bei einer Plusaufgabe oft mit Hilfe der Finger weiter- und bei einer Minusaufgabe zurückzählt.

Ein Verbot des Zählens löst jedoch nicht das Problem, es verstärkt die Schwierigkeiten vielmehr, da die Ursache nicht behoben ist. In einer Förderung muss also zunächst der Erwerb eines mengenorientierten Zahlenverständnisses im Vordergrund stehen. Das Kind soll die Zahl als Anzahl einer Menge und darüber die Zahlzerlegungen verstehen und beherrschen lernen.

Fingerbilder führen vom „zählenden Rechnen“ zur Mengenvorstellung

Bei Lega S hat sich in der Arbeit mit rechenschwachen Kindern der Einsatz von Fingerbildern bewährt. Die Fingerbilder werden in ihrer klaren Struktur den entsprechenden Zahlen zugeordnet und eingeübt. Sie können so den Aufbau von sicheren Mengenvorstellungen sinnvoll unterstützen. Dabei liegen die Vorteile sprichwörtlich auf der Hand: Sie sind als Hilfsmittel stets verfügbar, den Kindern vertraut und bieten eine anschauliche und strukturierte Darstellung.

Wichtig: Die Fingerbilder werden so erlernt, dass sie nicht einzeln zählend, sondern spontan in ihrer Gesamtmenge gezeigt werden. So erlernen die Kinder die simultane Erfassung von Mengen. Auch Teilmengen werden im weiteren Verlauf der Förderung nicht hinzu- oder weggezählt, sondern „geklappt“. Also bei 8 – 5 „klappt“ das Kind die 5 Finger einer Hand weg und zählt nicht, wie anfangs häufig beobachtet, rückwärts vom achten Finger fünf „Schritte“ herunter. Nach und nach erarbeitet das Kind über eine gesicherte Mengenvorstellung mit Hilfe der Fingerbilder die Aufgaben im Zahlenraum bis 10.

Überwindung der Rechenängste – mehr mathematisches Verständnis

Es gibt aber noch einen weiteren Vorteil in der Arbeit mit Fingerbildern: In der Lerntherapie erleben wir die Kinder aufgrund ihrer bisherigen negativen Erfahrungen beim Rechnen oft sehr verunsichert und verängstigt. Unsere Erfahrungen zeigen jedoch, dass gerade diese Kinder eine Unterstützung besser annehmen können, wenn sie zunächst auf ihre vertrauten Rechenstrategien zurückgreifen dürfen. Selbst sehr eingeschüchterte und resignierte Kinder zeigen eine große Bereitschaft beim Erlernen der Fingerbilder. Mit den neu erworbenen Kenntnissen lernen sie so die Grundlagen der Mathematik besser zu verstehen.

Lega S bietet neben der Unterstützung bei der Überwindung von Rechenschwäche (Dyskalkulie) auch Leistungen zur Entwicklung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten an.

Weitere Informationen und Ansprechpartner*Innen gibt es auf unserer Website im Bereich Lega S – Lerntherapie.