Veröffentlicht am 26. August 2020
Kategorien: Kultur | Nackte Mühle

Justus Möser –
„Nach“denken statt „Ge“denken

Mitten in Osnabrück steht ein hoher Sockel. Darauf ist eine Statue platziert. Alle Osnabrücker*Innen kennen diese Figur vor dem Dom mitten auf einer für Märkte und als Parkplatz genutzten Fäche. Aber wer da genau abgebildet ist und welche Impulse von diesem Denkmal ausgehen könnten, ist sicher für viele ein spannendes Geheimnis.

Wenn wir von der Lega S Lerntherapie aus dem Fenster schauen, sehen wir diese übergoße Figur. Sie erinnert an Justus Möser, einen Osnabrücker des 18. Jahrhunderts, der im Jahr 2020 seinen dreihundertsten Geburtstag feiern würde.

Justus Möser

Statue von Justus Möser auf der Großen Domsfreiheit in Osnabrück  Foto: Kai ter Heide

Klar, so ein Jubiläum ist ein guter Grund, mal genauer hinzusehen, wer dieser Möser eigentlich war. Jurist? War er, ist aber zu trocken. Blogger? Wäre er wohl gewesen – schon interessanter. Kritischer Beobachter und Publizist? Genau – und zwar einer, der schon vor 250 Jahren Probleme angesprochen hat, mit denen wir uns heute immer noch beschäftigen. Nur halten wir diese Probleme für mehr oder weniger modern – aber daraus wird nichts.

 

Selbst denken ist gefragt

Als Publizist gründete Justus Möser 1766 die „Wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter“. Neben vielen Äußerungen zu juristischen, historischen, kulturellen und sozialen Themen sind aber gerade die Beiträge in seinem Wochenblatt beachtenswert. Hier schreibt sowohl Justus Möser als auch seine Zeitgenoss*innen zu den damals aktuellen Problemen.

Wenn man die heutige Nachrichtenlage vor Augen hat, wird einem schnell klar, dass wir nach wie vor damit beschäftigt sind, viele dieser „alten“ Fragen zu beantworten. Es sieht auch nicht so aus, als würden wir damit in naher Zukunft fertig werden.

Wer keine Angst vor der Ausdrucks- und Schreibweise des 18. Jahrhunderts hat, kann die Themenlinks anklicken. Sie führen direkt zu den Originalschriften Mösers und nach kurzer Eingewöhnung liest es sich auch recht einfach. Es besteht dann sogar ein gewisses Risiko, sich festzulesen….

Also, hier geht es z. B. um

Bei dieser beispielhaften Themensammlung werden wir vermutlich stutzig, weil uns vieles davon dann doch irgendwie bekannt vorkommt. Natürlich schreibt Möser nicht von „Zeitmanagement“ – die Übertragung der Themen in unsere Gegenwart erfordert eine gewisse Eigenleistung.

Wenn man also durch unsere heutige Brille auf die Texte von damals schaut, wird es spannend. Welche Ansätze sind vielleicht schon vor 250 Jahren entwickelt worden, um unerwünschte Tendenzen in eine andere Richtung zu lenken?

 

Justus Mösers Beiträge schärfen unseren Blick auf aktuelle Themen

Eine sehr komfortable Möglichkeit, sich aus heutiger Sicht mit den Gedanken Mösers vertraut zu machen, bietet die Podcast-Reihe des Kunsthistorischen Instituts der Universität Osnabrück. Studierende haben hier einige der Themen aufgegriffen und unterhalten sich über die aktuellen Bezüge zur Zeit und zu ihrem Leben. Die Podcasts dauern nicht länger als 20 Minuten und sind hier hörbar (mit dem Browser Microsoft Edge ging es sofort, auf der Seite etwas nach unten scrollen!).

Wer lieber guckt als zuhört, kommt hier auf seine Kosten:

Der Verein zur Förderung der Medienkultur in Osnabrück werk.statt e.V. hat auf der Plattform Vimeo einen kurzen Film veröffentlicht, der ebenfalls einen kurzen Einblick in die Texte und das Umfeld Justus Mösers gibt.

Vimeo „… das Ähnlichste, was man von Möser hat.”

 

Die „Nackte Mühle“ macht Möser und seine Texte erlebbar

Wahrscheinlich kannte Möser auch die seit dem Jahr 1235 existierende „Nackte Mühle“ an der Nette. Ein Ort also, der eine Zeitreise ins 18. Jahrhundert durch seine Atmosphäre und Authentizität sehr unterstützt.

Darum freuen wir uns, dass wir eine Veranstaltung anbieten können, die einen Einblick in die Texte Mösers, in die Funktionsweise der alten Wassermühle und mit „Müllers Kost“ auch in die Geschmackswelt von Kornmühlen gibt.