Veröffentlicht am 1. Februar 2023

„Nachhaltigkeit“ nervt?

Die andauernde mediale Wiederholung des gefühlt so wichtigen Begriffes der „Nachhaltigkeit“ ohne eine sinnvolle oder beschreibende inhaltliche Ergänzung kann wirklich nerven. Ein scheinbar sinnentleertes Wort, das aber oft und laut von Unternehmen, Politiker*innen, Marketingabteilungen, Verbänden und anderen Interessierten ausgesprochen wird. Die damit verbundene Botschaft an Kunden, Publikum und Öffentlichkeit: Wir sind die Guten, ihr müsst euer Verhalten ändern!
Geht also „Nachhaltigkeit“ ohne Nerverei? So machen wir es bei Lega S in Osnabrück!

Justus Möser
Foto: © depositphoto / gustavofrazao

„Nachhaltigkeit“: sympathische Bedeutungen in anderen Sprachen

Um sich dem Begriff zu nähern und ihn mit Sinn und Inhalt zu füllen, lohnt sich ein Blick in andere Sprachen. Auf englisch, spanisch, französisch oder niederländisch gibt es natürlich Übersetzungen von „Nachhaltig“ und die sind sehr aufschlussreich. So hat das Wort hier z. B. folgende Bedeutung:

  • Englisch:
    sustainable = tragfähig, tragbar, zukunftsfähig, aufrechterhalten, umweltverträglich
  • Französisch:
    durable = dauerhaft, beständig, haltbar
  • Spanisch:
    persistente = andauernd
  • Niederländisch:
    duurzaam = langlebig, stapazierfähig, dauerhaft, beständig

Diese positiven Eigenschaften sind also alle in dem Wort „Nachhaltig“ enthalten. Aber in dem deutschen Begriff hören wir es nicht bzw. spüren auch die Bedeutung nicht in dem Maß, wie es z. B. bei der Nutzung des englischen Begriffes „sustainable“ der Fall ist.

Das war aber nicht immer so, denn ursprünglich wurde der Begriff der „Nachhaltigkeit“ im 18. Jahrhundert für eine sinnvolle Bewirtschaftung von Wäldern gebraucht. Hans Carl von Carlowitz plädierte 1713 für eine Nutzung der Wälder, um „… einen Anbau des Holzes anzustellen, dass es eine kontinuierliche, beständige und nachhaltige Nutzung gebe.“ . (Quelle: Lexikon der Nachhaltigkeit , Geschichte der Nachhaltigkeit PDF)

Wer also damals aus der Holzwirtschaft kam, wusste natürlich, dass mit „Nachhaltig“ eine ausgewogene Nutzung des Waldes gemeint war und keine radikale Rodung ohne die Chance auf zukünftig nachwachsende Bäume

Foto: © depositphoto / malpetr

„Nachhaltigkeit“: ein Konzept für Ausgewogenheit, nicht gegen Konsum

Für einen offenen Umgang mit dem Nachhaltigkeitskonzept ist es also ganz nützlich, einmal den Blick auf die Herkunft des Begriffes zu werfen und zu prüfen, ob man persönlich diesen Werten zustimmt. Es erscheint ja offensichtlich sinnvoll, als Grundlage für sein persönliches Handeln auch die eigene Zukunft mit in die Planung einzubeziehen und nicht alle Ressourcen wie z. B. Lebensmittel, Geld und Umwelt ohne Chance auf Nachschub zu verbrauchen. Nachhaltigkeit ist also auch ein Konzept für langfristig gesicherten Konsum, der mit Einsicht und Verstand einhergeht.

Unsere lieb gewonnen Gewohnheiten können und wollen wir aber auch nicht einfach über Bord werfen. Vieles gehört scheinbar zu unserem „modernen“ Leben dazu wie z. B. die jährliche energieaufwendige Fernreise.

Fragen wir uns doch einfach mal selbst: Welches andere spannende Reiseziel gäbe es z B. für den nächsten Urlaub, das vielleicht mit der Bahn statt mit dem Flugzeug zu erreichen ist? Oder kann ich lokal produzierte Lebensmittel einkaufen, die nicht aufwendig mit dem LKW transportiert werden mussten?

Die Fragen zum eigenen Konsumverhalten zu stellen, kann zu sinnvollen Änderungen im täglichen Leben führen. Aber eingefahrene Meinungen zu falschem oder richtigem nachhaltigem Verhalten können das blockieren. Hier macht es Spaß, einmal zu testen, an welcher Stelle wir uns selbst im Weg stehen:  GEO  Selbsttest.

Foto: © Kai ter Heide

„Nachhaltigkeit“: Die „Nackte Mühle“ macht ein Erlebnis daraus

Der Bereich „Nackte Mühle“ als Lehr- und Lernstandort der Lega S Jugendhilfe gGmbH hat es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein Natur- und Umwelterlebnisfeld zu bieten. Die vielfältigen pädagogischen Angebote des Teams an der „Nackten Mühle“ ermöglichen es, den erholsamen und gesunden Nutzen einer natürlichen Umgebung zu erfahren und zugleich den Schutzbedarf der Natur kennenzulernen. Hier kann also „Nachhaltigkeit“ mit Leben gefüllt werden und sich so zu einer Selbstverständlichkeit entwickeln, die einen Übergang aus der Theorie zur gelebten Praxis ermöglicht.

Alle Bereiche an diesem Lernstandort werden stetig weiterentwickelt um dann die Erkenntnisse zu ausgewogenem, umweltverträglichem und sozialem Verhalten in den Kursen zu vermitteln.

Auf der Website wird eine breite Palette an Themen angeboten, die hier zu sehen ist:

Umweltbildung an der Nackten Mühle

„Nachhaltigkeit“: Mit dem 360°-Rundgang durch die „Nackte Mühle“

Wir nutzen für die Darstellung der „Nackten Mühle“ auch die Möglichkeiten zur online Präsentation. Mit einem 360°-Rundgang werden die vielfältigen Spiel- und Erlebnismöglichkeiten präsentiert, um die Neugier zu wecken und zu einem Besuch der öffentlich zugänglichen Bereiche zu animieren. Eltern können zusammen mit ihren Kindern dem Lernstandort einen virtuellen Besuch abstatten. Über Informationstafeln, die in die Panoramabilder eingebettet sind, wird aber auch vermittelt, welche Rolle z. B. die Bienen hier spielen.

Um unsere Bemühungen um das Thema „Nachhaltigkeit“ zu dokumentieren, werden wir in Zukunft auch Informationen zu den unterschiedlichsten Maßnahmen in die Bilder einarbeiten, die wir für einen ausgewogenen Umgang mit unseren Ressourcen und unserer Umgebung für sinnvoll erachtet haben.

Hier geht es zum 360°-Rundgang „Nackte Mühle“.

Viel Spaß beim Erkunden der vielen Panoramabilder wünscht das Team der „Nackten Mühle“!