Pressemitteilung des
Fachverbandes für integrative Lerntherapie e.V.
Am 8. September ist Weltalphabetisierungstag
Der Weltalphabetisierungstag wird am 08. September 2020 begangen. Der Tag soll jährlich an die Problematik des Analphabetismus erinnern. Weltweit können rund ein Fünftel der erwachsenen Menschen weder lesen noch schreiben. Der Weltalphabetisierungstag wurde von der UNESCO im Anschluss an die Weltkonferenz zur Beseitigung des Analphabetentums im September 1965 in Teheran ins Leben gerufen und am 8. September 1966 erstmals begangen.
Auch in einem reichen Land wie Deutschland gibt es Analphabetismus. Über 6 Millionen Erwachsene haben eine geringe Lese – und Schreibfähigkeit (Literalität). Dabei hat jeder Zweite davon Deutsch als seine Muttersprache.
Ein Beispiel:
„Bitte füllen Sie den Fragebogen noch kurz aus!“ Was für viele Menschen eine selbstverständliche Tätigkeit ist, fällt Lisa sehr schwer. Sie kann ihren Namen schreiben und einige einfache Wörter. Das Lesen gelingt ihr kaum, nur stockend quält sie sich durch die Buchstabenreihen. Je mehr Lisa sich bemüht, desto mehr verschwimmen die Zeichen vor ihren Augen. Sie merkt, wie ihr das Blut in den Kopf schießt und ihr heiß wird.
Lisa ist 24 Jahre alt und hat eine geringe Literalität. Das bedeutet, dass sie zwar einzelne Worte und kurze Sätze lesen und auch einige wenige Worte schreiben kann, aber zusammenhängende Informationen eines Textes nicht verarbeiten kann.
Überdurchschnittlich erwerben Menschen mit geringen Lese- und Schreibfähigkeiten keinen oder einen niedrigen Schulabschluss.
Wer nicht Lesen und Schreiben kann, ist lebenslang in der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sehr stark beeinträchtigt. Das Zurechtfinden in unbekannten Gegenden, das Lesen von Straßenschildern und Haltestelleninformationen, ein Ausfüllen von Anträgen, beim Einkaufen oder die jährliche Steuererklärung – sehr viele Informationen liegen in schriftlicher Form vor. Buchstaben, Wörter und Sätze umgeben unseren Alltag. Wer sich hier nicht zurecht findet, zieht sich oft zurück und ist abhängig von der Hilfe anderer Menschen. Häufig haben diese Erwachsenen eine schwierige, teilweise traumatische schulische Entwicklungsgeschichte.
Für Erwachsene mit geringer Literalität hat die Bundesregierung die AlphaDekade 2016-2026 ausgerufen. Menschen mit geringen Kenntnissen im Lesen und Schreiben sollen mehr Grundbildungsangebote zur Verfügung stehen. Aufklärung und Information von Lehrer*innen und Eltern sind schon in der Grundschule notwendig und sinnvoll.
Eine gezielte Erfassung und frühe Förderung von Kindern mit großen Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb kann helfen, psychische Belastungen zu vermindern und den Kindern eine ihren Fähigkeiten entsprechende schulische Ausbildung zu ermöglichen. Hier kann Schule verlässliche Unterstützungsangebote vor Ort noch ausbauen.
Eine individuelle Unterstützung kann die Integrative Lerntherapie sein. Sie ist eine professionelle Hilfe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Lernstörungen. Die Lerntherapeut*innen erarbeiten Schritt für Schritt und höchst individuell die Stufen des Lese-und Schriftspracherwerbs, erarbeiten Entlastungen für den Alltag und begleiten beratend den Entwicklungsprozess.
Weitere Informationen und Hilfen:
LEO 2018: https://leo.blogs.uni-hamburg.de
AlphaDekade: https://www.alphadekade.de
DGB Bildungswerk: www.dgb-mento.de
Fachverband für integrative Lerntherapie (FiL): www.lerntherapie-fil.de